USA Canyonlands


Grand Canyon, Monument Valley, Bryce Canyon, Zion National Park ... Jeder hat diese Namen schon gehört. Es sind die großartigsten Naturlandschaften, die der nordamerikanische Kontinent zu bieten hat: die "Canyonlands" - geschaffen allein durch die Kraft des Windes und des Wassers. Wie die Perlen einer Kette reihen sich die berühmtesten Nationalparks der USA im Süden Utahs und im Norden Arizonas aneinander. Ich war im September 2016 dort unterwegs.





Meine Route: Von der Mormonenstadt St. George durch eine abwechslungsreiche Hochgebirgslandschaft mit Pässen über 3.000 m nach Bryce Canyon, Kodachrome Basin und Capitol Reef. Von dort hinunter zum Colorado River und wieder hinauf nach Natural Bridges. Durch eine immer karger werdende Wüstenlandschaft ins Monument Valley, nach Lake Powell und zum wieder 2.400 m hoch gelegenen Nordrand des Grand Canyon. Schließlich über den Zion National Park zurück nach St. George. Strecke: 1.533 km. Höhenmeter: 17.187 m.



St. George, Utah: etwa 200 km nordöstlich von Las Vegas gelegen. Ein guter Ausgangspunkt für meine Tour. Während das Thermometer in der Spielerstadt noch über 40 Grad Celsius anzeigt, sind es hier - einige hundert Meter höher - "nur" noch 33 Grad.

Kaum zu glauben, aber wahr: im Land der notorischen Autofahrer gibt es auch Radwege! Wunderschöne sogar. Dieser hier führt durch den Red Canyon State Park. Die ersten Bergetappen liegen bereits hinter mir und das Thermometer zeigt angenehme 24 Grad an.




Der erste große Nationalpark: Bryce Canyon. Seinen Namen verdankt er Ebenezer Bryce, einem Mormonen, der sich um 1875 hier niedergelassen hat.




Die Bezeichnung "Canyon" ist in diesem Fall eigentlich nicht ganz passend, denn es handelt sich nicht um eine Schlucht, sondern um den riesigen halbkreisförmigen Abbruch eines Hochplateaus. Um ein natürliches Amphitheater, wenn man so will. Durch Wind, Wasser und Eis ist der rote Sandstein im Laufe der Jahrtausende dermaßen erodiert, dass er das gesamte "Theater" mit bizarren Felsnadeln (sog. Hoodoos) füllt.




Ich lasse mein Rad für einen Tag stehen und wandere durch diese fast surreal anmutende Landschaft.



Ein kurzes Stück ebenen Weges! Das hat auf dieser Tour Seltenheitswert. Dazu herrlicher Sonnenschein, Rückenwind und eine Landschaft, die von Fels zu Fels ihre Farbe wechselt. Genussradeln pur!



Es geht hinein in den Kodachrome Basin State Park. Ja, richtig: er ist nach dem für seine satten Farben bekannten Diafilm der Marke Kodak benannt - eben wegen seiner satten Farben.


Auch hier begegnen einem auf Schritt und Tritt die bizarrsten Sandsteinformationen.



















Calf Creek Canyon. Die etwa 200 Meter tiefe Schlucht ist Teil des Grand Staircase Escalante National Monuments.


Boulder Mountain. Von dem 3.449 m hohen Berg habe ich eine herrliche Aussicht auf das nächste Highlight: den Capitol Reef National Park. Kernstück dieses Parks ist eine 150 km lange Verwerfung des Colorado Plateaus, die die ersten Siedler an ein Riff erinnerte.

Mittendrin: die Hickman Bridge - eine 40 Meter hohe, allein durch Erosion entstandene Sandsteinbrücke.



Kein Schild, kein Parkplatz, nichts weist auf ihn hin: Leprechaun Canyon. Einer der schönsten Slot Canyons des Colorado Plateaus. Während man für touristisch erschlossene Slots wie den Antelope Canyon bei Page mittlerweile 50 bis 70 Dollar Eintritt zahlt, um dann mit vielen anderen im Viertelstundentakt hindurchgeschleust zu werden, kann ich diese wunderschöne Schlucht ganz alleine und in Ruhe erkunden.







Nicht weit entfernt: der Dirty Devil River, ein Nebenfluss des Colorado ...



... und schließlich der Colorado selbst. Im Hintergrund die für das Colorado Plateau typischen "Mesas" (Tafelberge).



Ein vorbeifahrendes Ehepaar hat mir eine Flasche Wasser geschenkt. Bei einem Wasserverbrauch von 7 bis 8 Litern täglich und der nächsten Wasserquelle in 80 km ist das Gold wert. Außerdem komme ich so mal zu einem Foto von mir. In meiner Linken halte ich übrigens eines meiner Grundnahrungsmittel: Beef Jerky - getrocknetes Rindfleisch, wie es schon die Indianer auf ihren Streifzügen bei sich hatten. Der stuhlförmige Felsen hinter mir trägt den schönen Namen "Jacobs Chair".



Natural Bridges National Monument: wieder ein Canyon und ein Schutzgebiet für ...



... genau: drei durch Erosion entstandene "natürliche Brücken".



... aber auch für diese Siedlung, die vor etwa 700 Jahren von Anasazi-Indianern unter einem riesigen Felsvorsprung gebaut worden ist.


"When God created this land, he had some really good ideas.", hat ein junger Mormone zu mir gesagt. Wie recht er hat! Schon wieder eine neue Idee: das "Valley of the Gods". Für die hier ansässigen Navajo Indianer der Ort, an dem die Geister ihrer Vorfahren leben. Für mich abermals eine Etappe, auf der ich gut mit meinem Wasservorrat haushalten muss.


Eine Tagesetappe weiter: das Monument Valley. Leider ist der Himmel grau verhangen - zum ersten Mal seit vierzehn Tagen. Fehlt nur noch, dass der "Marlboro-Mann" mit einem Regenponcho daher geritten kommt.



Auch über dem mächtigen Glen Canyon Dam, der den Colorado zum Lake Powell aufstaut, liegt noch eine Wolkendecke.



Dann aber ist die Sonne wieder da. Der Colorado gräbt sich nun immer tiefer in das rote Felsplateau hinein. Der Grand Canyon ist nicht mehr fern ...


Drei Tage später habe ich ihn erreicht. Genauer: den "North Rim", die nördliche Abbruchkante. 90 Prozent des Grand Canyon-Tourismus spielt sich am leichter zugänglichen "South Rim" ab - mit allen Schrecklichkeiten, die dazu gehören: Casinos, Souvenirshops, laute Musik ... Hier im Norden gibt es nur einen Zeltplatz und ein Lodge. Und jede Menge himmlische Ruhe. Das übrigens ist der Blick, den ich direkt von meinem Zelt aus habe.



Nur eine knappe Meile weiter sieht es dann so aus. Gewaltig, nicht wahr?! Der Grand Canyon ist an dieser Stelle etwa 30 km breit und 1.800 m tief. Während das Thermometer oben an der Abbruchkante angenehme 20 Grad anzeigt, ist es unten am Colorado über 30 Grad warm.



Eine letzte einsame Etappe, ein letzter anstrengender Kampf mit dem Gegenwind (ich fahre seit geraumer Zeit gen Westen), ...


... dann habe ich den Zion National Park erreicht. Ein grün bewaldetes Hochplateau, spektakuläre Felsschluchten und in den buntesten Farben schillernde Sandsteinformationen machen den Reiz dieses Naturschutzgebietes aus.




Am Himmel ziehen wieder dunkle Wolken auf. Aber in diesem Fall verstärken sie eigentlich nur das faszinierende Naturschauspiel.



Zwei Tage später bin ich in Las Vegas. Was für ein Kontrast! Gerade noch inmitten unberührter Natur, nun in einem riesigen Vergnügungspark für Erwachsene.




Nein, ich habe nicht gespielt, sondern mir nur eine Show von David Copperfield angeschaut. Ein schöner Abend. Aber weitaus bezaubernder als seine Show waren die großartigen Naturschauspiele, die ich auf dieser Tour zu sehen bekommen habe.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen