Slowenien / Kroatien








Pittoreske Städtchen, großartige Kulturschätze, glasklares Wasser, saubere Kieselstrände: Slowenien und Kroatien warten mit einer beeindruckenden Vielfalt an Sehenswürdigkeiten und Erholungsmöglichkeiten auf. Der Preis für soviel Schönheit ist - man muss es leider so sagen - das Übel des Massentourismus. Und zwar in Gestalt von Kreuzfahrtschiffen, deren Passagiere in einer Menge und einer Weise vor allem über Zadar, Split und Dubrovnik herfallen, dass einem das Hören und Sehen vergeht.


Trotzdem wage ich es im September 2015, die beiden Länder unter die Felgen zu nehmen. Um sie an mein bisheriges Streckennetz anzubinden, starte ich bereits in Wien. Von dort geht es zunächst ein Stück durch Ungarn und dann über Maribor und Ljubljana einmal quer durch Slowenien. Am Triglav, dem höchsten Berg Sloweniens, biege ich in Richtung Süden ab, durchquere den sog. "Karst" und folge dann immer Adriaküste bis nach Dubrovnik. Strecke: 1.438 km. Höhenmeter: 14.568 m.

Erster Tag. Ich folge dem "Iron Courtain Trail" entlang der österreichisch-ungarischen Grenze und komme so auch an jener Stelle vorbei, an der am 27. Juni 1989 der Stacheldraht durchschnitten wurde, um DDR-Bürgern die Flucht in den Westen zu ermöglichen. Der Beginn vom Ende des SED-Regimes.

Die ungarische Grenzstadt Sopron. Zum ersten Mal habe ich sie im Sommer 1991 besucht. Auf meiner Tour durch Ungarn und Rumänien. Und siehe da: aus einer vom real ruinierenden Sozialismus gezeichneten Stadt ist mittlerweile ein richtiges Kleinod geworden!

Von einem Weinbaugebiet zum nächsten ... Während entlang der österreichisch-ungarischen Grenze vor allem der Blaufränkische angebaut wird, sind es im östlichsten Zipfel Sloweniens überwiegend weiße Rebsorten. Die landschaftlich schöne Gegend wird nicht zu Unrecht als "steirische Toskana" bezeichnet.

Maribor: die zweigrößte Stadt Sloweniens, im Jahr 2012 zur "Kulturhauptstadt Europas" erhoben. Von hier aus geht es - immer der Drava (Drau) folgend - in Richtung Westen ...

... hinein in die wunderschönen Steiner Alpen, die sich mir bei herrlichstem Kaiserwetter präsentieren, so dass ich die zu überwindenden Pässe (den Paulitsch- und den Seebergsattel) mit großer Leichtigkeit nehmen kann.

Leider hält das schöne Wetter nicht lange, so dass ich an einem ziemlich verregneten Tag einen Abstecher in die immerhin trockene Landeshauptstadt mache: nach Ljubljana (zu deutsch: "die Liebliche"). Und in der Tat: die Altstadt hat so manch lieblichen Winkel zu bieten.

Immer noch recht wolkenverhangen präsentieren sich dann der Triglav und - unterhalb seines Gipfels - der nächste Pass (dessen Namen ich bis heute nicht richtig aussprechen kann). Es wird Zeit, in Richtung Süden abzudrehen ...

Von der sonnenverwöhnten Adriaküste trennt mich jetzt nur noch der sog. "Karst", ein zerklüftetes Hochplateau aus brüchigem Kalkstein, das wie ein Schweizer Käse von Höhlen und unterirdischen Flussläufen durchzogen ist.

Eine der schönsten Höhlen ist die von Škocjan. Das insgesamt 6 km lange Höhlensystem besteht aus bis zu 300 Meter langen und 150 Meter hohen Hallen, von denen eine schöner als die andere ist. Selbst für die kürzeste Besichtigungstour braucht man nahezu drei Stunden.

Endlich: die Sonne, das Meer! Das Thermometer klettert auf angenehme 26 Grad  hinauf. Ich bin in Kroatien. Genauer: an der Kvarner Bucht. Hier verläuft die Adria-Magistrale noch ziemlich eben. Das wird sich allerdings schon bald ändern.

Und dann auch noch das: die "Bora" dreht plötzlich so richtig auf. Ein kalter Fallwind aus Nordost, der mitunter so kräftig weht, dass die Adria-Magistrale für den Verkehr gesperrt werden muss. Dazu kommt es auf meiner Tour zwar nicht, aber es gibt schon Abschnitte, auf denen ich mich schlichtweg nicht mehr auf dem Rad halten kann und mich schiebend gegen den Wind stemmen muss.

Ich flüchte mich auf die Insel Pag, auf der die Bora nicht mehr ganz so stark wütet wie unmittelbar an der steil zum Meer abfallenden Küste. Dafür gibt's auch hier einige knackige Steigungen. Im Zentrum der Insel das kleine Pag-Stadt, das früher von der Meersalzgewinnung, heute vom Tourismus lebt.

Das erste kulturelle Highlight Kroatiens: die Altstadt von Zadar. Im Jugoslawienkrieg von 1991 bis 1995 schwer unter Beschuss geraten, verzaubert sie den Besucher heute wieder mit ihren wunderschönen romanischen Kirchen und einer Vielzahl romantischer Gassen und Plätze.

Ebenfalls bezaubernd: der sog. "Gruß an die Sonne" - ein 22 m großer Kreis aus Solarzellen  und LEDs. Tagsüber fängt er das Licht der Sonne ein, um pünktlich zum Sonnenuntergang ein buntes Lichtspiel zu generieren. Gleich daneben eine andere Installation: die sog. "Meeresorgel". Sie besteht aus in die Uferpromenade eingelassenen Orgelpfeifen. Durch die Wellen des Meeres wird Luft in die Pfeifen gepresst, so dass sie - je nach Wellengang und Pfeifengröße - einen stets wechselnden Klangteppich erzeugt.

Eine Tagesetappe weiter: das an einem weit ins Land hinein ragenden Meeresarm gelegene Šibenik - ebenfalls mit einer wunderschönen Altstadt.

Das nächste Etappenziel: Trogir. Die gesamte Altstadt zählt seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Und schließlich: Split - die (nach Zagreb) zweitgrößte Stadt Kroatiens, deren Altstadt in den antiken Palast des römischen Kaisers Diokletian hinein gebaut ist.

Dann wird es erst mal wieder ruhiger, und ich komme an diesem wunderschönen Ort vorbei - ein wenig abseits der Küstenstraße auf einer 400 m hohen Anhöhe, ...

... von der sich diese herrliche Aussicht bietet. Am Ufer des Flusses, der sich von links oben ins Bild schiebt (die "Cetina"), sind übrigens drei Karl-May-Filme gedreht worden: "Der Ölprinz", "Winnetou 2" und "Old Surehand". Ein Dorf der Kiowas lag hier, Mac Haller's Farm, die Höhle, vor der Winnetou und das Halbblut Apanachi sich trafen ...

Ich treffe keine Indianer, aber immerhin zwei Radler aus der neuen Welt: Jim und Christine aus Ottawa / Kanada. Sie sind in Rom zu einer Adria-Umrundung gestartet und setzen mir den Floh in Ohr, doch unbedingt mal eine Tour durch Tasmanien zu machen. We'll see ...

Ich fahre an diesem Tag noch bis in die Dunkelheit hinein, ...

... um am nächsten Tag nach Bosnien-Herzegowina vorzudringen. Seit dem Abkommen von Dayton von 1995 verfügt das Land über einen etwa 10 km breiten Korridor zur Adria und muss dafür alle kroatischen Bürger (und Touristen) anstandslos passieren lassen.

Am Ziel: die Hafeneinfahrt von Dubrovnik. Um die Passagiere der gerade anliegenden "Queen Mary 2" in die Altstadt zu karren, sind 50 bis 60 Reisebusse nötig.

Am ruhigsten ist die komplett unter Denkmalschutz stehende Altstadt noch in der Nacht, wenn die Kreuzfahrttouristen wieder zu ihrem Schiff gebracht worden sind ...

... oder vom Hausberg "Srd" aus, den man bequem mit einer Gondel erreicht. Von hier wurde die Stadt während des Jugoslawienkrieges massiv unter Beschuss genommen. Von hier aber ist auch ihre wiedererstandene Schönheit am besten zu ermessen.

Ein guter Ort, um Abschied zu nehmen - von Dubrovnik, von Kroatien und von einer abermals sehr abwechslungsreichen Tour.

3 Kommentare:

  1. Vielen Dank für den sehr interessanten Vortrag gestern Abend. Ich habe es sehr genossen nach über 40 Jahren Orte wieder zu sehen, die mir schon damals sehr gefallen haben. Sopron habe ich ganz grau in Erinnerung, auch Ljubljana ist schöner geworden. Erstaunlich, dass sich Dubrovnik wie Phönix aus der Asche nach dem Kriege wieder so schön präsentieren kann. Auf die Kreuzfahrtschiffe könnte ich heute gerne verzichten, die habe ich 1976 noch nicht wahrgenommen! Agi Tappe

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  2. Dazu ein Tipp zu einer sehenswerten Dokumentation von Arte, in der auch Dubrovnik mit seinem Massentourismus eine Rolle spielt. Tourist go home!
    http://www.arte.tv/de/videos/066309-000-A/tourist-go-home?autoplay=1
    Viele Grüße Daniela Hü

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  3. Hallo

    Kompliment, ein sehr schöner Blog. Das macht richtig Lust auf Abenteuer. Ich denke das eine gute Vorbereitung für so einen Trip das A&O ist.
    LG

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