Pas de Calais






Ostern 2015. Es geht ins Land der Sch'tis. Schon auf meiner ersten Flanderntour hatte mich der angeblich so seltsame Volksstamm jenseits der Landesgrenze gelockt. So starte ich denn jetzt auch im belgischen Veurne und folge zunächst der Nordseeküste bis Boulogne-sur-Mer. Zurück geht's dann durchs Landesinnere. Kilometer 242. Höhenmeter: 1.239.





Bergues. Hier spielt die großartige Filmkomödie "Willkommen bei den Sch'tis". Über 20 Millionen Kinobesucher haben sie zum erfolgreichsten französischsprachigen Film aller Zeiten gemacht. Der für die Region typische "Belfried" (Glockenturm) zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe.





Einen imposanten Belfried hat auch das Rathaus von Calais. Im Vordergrund die berühmte Bronzeplastik "Die Bürger von Calais" von Auguste Rodin (1889).






Die erste Tagesetappe ist die längste. Ich fahre bis in die Dämmerung hinein und genieße die Stille, die noch über allem liegt.




Selbst in dem beliebten Badeort Wimereux ist vom Rummel der Hochsaison noch nichts zu spüren.





Am nächsten Morgen: der Blick zurück auf Wimereux. Ich nehme einen Hügel nach dem anderen.




Die Côte d’Opale, der ich nun folge, war während des Zweiten Weltkriegs ein wichtiger Teil des sog. "Atlantikwalls", mit dem sich die deutsche Wehrmacht vor Invasionen alliierter Truppen zu schützen suchte. Der Ausgang der Geschichte ist bekannt.




Ich bin in Boulogne-sur-Mer. Noch vor der Stadtmauer empfängt mich Auguste Mariette, der prominenteste Sohn der Stadt. Der 1821 geborene Ägyptologe hat das renommierte Ägyptische Museum in Kairo gegründet. Im Hintergrund die Kuppel der Basilika Notre Dame.



Die imposante Bischofs- und  Wallfahrtskirche wurde im 19. Jahrhundert auf den Fundamenten einer während der Französischen Revolution zerstörten älteren Kathedrale errichtet und liegt inmitten der Oberstadt.




Auf meinem Weg zurück in Richtung Osten folge ich dem Nordseeküstenradweg (LF 1), der hier kurioserweise nicht entlang der Küste, sondern im Landesinneren verläuft. Das Hinterland der Côte d’Opale ist durchaus hügelig. Hier der Blick auf das kleine Städtchen Colembert.



Am Rande des Ortes das Château de Colembert, mit ein wenig Übertreibung das "Versailles von Boulogne" genannt. Es befindet sich Privatbesitz und ist daher nicht zugänglich.



Da hat der Zweite Weltkrieg mich wieder: Blockhaus. Die im Wald von Éperlecques gelegene Bunkeranlage wurde für die Herstellung und den Abschuss der in Peenemünde entwickelten V2-Rakete errichtet.




Eine dieser "Vergeltungsraketen" ist noch im Inneren des Bunkers zu sehen.





Ein friedlicherer Ort: die Hostellerie St. Louis in Bollezeele. Das aus einem ehemaligen Herrenhaus entstandene Hotel verfügt über ein hervorragendes Restaurant. Was für ein Genuß am Ende einer langen hügelreichen Etappe!




Da bin ich wieder in Belgien. Nur noch wenige Kilometer trennen mich von Veurne.




Auf dem Weg dorthin: Kasteel Beauvoorde. Das 1672 vollendete Renaissanceschloss liegt in einem wunderschönen Landschaftspark und ist allemal einen Abstecher wert.




Ich bin früher zurück als geplant. Also nutze ich den Nachmittag noch für einen Besuch im nahe bei Veurne gelegenen Dijksmuide.



Hier hat während des Ersten Weltkriegs die berühmte "Ijzer-Schlacht" getobt, ein äußerst verlustreicher Stellungskampf zwischen deutschen und belgischen Truppen diesseits und jenseits des kleinen Flüsschens Ijzer. Die rekonstruierten Schutzgräben tragen heute den bezeichnenden Namen "Dodengang" (Todestrakt).




Ebenfalls in der Nähe von Dijksmuide der deutsche Soldatenfriedhof Vadslo. Im Hintergrund eine der bekanntesten Skulpturen von Käthe Kollwitz ...




... "Das trauernden Elternpaar". - So begleiten mich die stummen Zeugen der beiden großen Vernichtungskriege denn bis ans Ende dieser Tour.

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